27July2024

Das Verladen deines Pferdes

Loading Your Horse--One Step at a Time!

Autor: Leslie Desmond
veröffentlich in Natural Influences section of the
August/September 1997 issue of Sentinel
Übersetzung: Gabi Dold.

 

Möchtest du dein Pferd in einen Pferdehänger verladen? Du kannst deinem Pferd dabei helfen, anstatt es dazu zu drängen. Das Verladen wird dann viel einfacher sein, als wenn du dein Pferd nach hinten zum Hänger bringst und ihm den Strick über den Rücken schlägst.

Manchmal glauben die Leute, dass der beste Weg, ein Pferd in den Hänger zu bekommen der ist, es dazu zu zwingen, indem sie Gerten, Ketten, die Augen verbinden, Medizin, Seiler oder andere hebelwirksame Gerätschaften benutzen. Egal wie, aber irgendwie wirst du dein Pferd schon verladen bekommen. Wenn es dir aber gelingt, in deinem Pferd den Gedanken zu wecken, in den Hänger zu wollen, erreichst du dein Ziel mit mehr Sicherheit. Ein Pferd, das gut vorbereitet wurde, wird ruhig und sicher in den Hänger gehen, da es weiß, was du von ihm erwartest.

Falls du ein gut trainiertes Pferd besitzt, es aber dennoch nicht ruhig in und aus dem Hänger steigt, fehlt ein ganz wichtiger Teil seiner Ausbildung. Die Basis, um ein Pferd sicher verladen zu können ist die selbe, die du brauchst um dein Pferd halfterführig zu machen und es gehört die Bodenarbeit dazu. Immer ganz am Anfang beginnen...........

Kannst du dein Pferd willig führen und es leicht rückwärts richten? Das sind zwei wichtige Dinge, beim Verladetraining. Beobachte einmal, ob dein Pferd dir schon folgt, bevor sich der Strick anspannt. Oder zerrst du es herum? Wenn es sich anfühlt, als ob du seine Füße erst einmal vom Boden losbrechen müsstest, um vor oder zurück gehen zu können, ist es auf jeden Fall noch zu früh, dein Pferd zu verladen.

Du musst daran arbeiten, die Füße deines Pferdes weich und fließend dort hinzubewegen, wo du sie haben willst. Das Ziel ist ein Pferd, welches sich durch ein Gefühl, das es von dir bekommt, in gerader Linie vor und zurück bewegen lässt. Gehe hierbei langsam vor, Schritt für Schritt. Du darfst dein Pferd nicht hetzen. Du solltest Leichtigkeit fühlen, wenn du mit Strick und Pferd arbeitest. Wenn es den Anschein hat, dass dich dein Pferd zu Anfang nicht versteht, darfst du keinen falls hektisch werden oder es aus dem Gleichgewicht bringen. Vielleicht war deine Botschaft unklar oder der Zeitpunkt war ungünstig gewählt.

Wenn dein Pferd beim Rückwärtsrichten die Tendenz hat, in eine Richtung zu ziehen, übst du an einem Zaun entlang, wo du seitliche Begrenzung hast. Solange du mit deinem Pferd arbeitest, solltest du es nicht an der Schulter schubsen und auch nicht laut schnalzen. Lass deinen Strick sprechen. Das Pferd wird so lernen, mehr auf das Gefühl zu achten. Du musst immer wieder von neuem deinen Wunsch dem Pferd mitteilen und nach jedem Schritt belohnen, in dem du sofort allen Druck wegnimmst. Jetzt werden die Schritte deines Pferdes immer ruhiger und geschmeidiger, wenn du es aufforderst, vor oder zurück zu gehen.

Nachdem du und dein Pferd diese Übung gut können, beginnst du, dein Pferd an dir vorbei in einen Stall oder durch ein Tor zu schicken. Gewöhne dir dabei an, den Strick sanft nachzulassen, wenn das Pferd an dir vorbei geht. Nun lässt du dein Pferd zu dir abwenden und bringst es in die neue Richtung. Denke daran, dass du es nicht mit 600 Pfund Thunfisch zu tun hast. Dein Pferd sollte sich ruhig vor und zurück bewegen lassen, ohne dass du an ihm ziehen musst. Außerdem sollte es beim Führen von der Nasenspitze, über Kopf, Hals und Schulter, über den Rippenkasten, den Lendenbereich und bis nach hinten zur Hinterhand, sanft und geschmeidig sein. Diese Geschmeidigkeit im Pferd zu erreichen und zu erhalten ist deine Aufgabe. Ist es dir gelungen, wird es seine Füße geschmeidig und ausgeglichen dort hin setzen, wo du sie haben willst.

Wenn du und dein Pferd sich nun sicher genug fühlen, um an`s Verladen zu gehen, darfst du auf keinen Fall in Eile sein. Fordere dein Pferd auf, einen Schritt in den Hänger zu machen und lass es dann wieder langsam und gerade rückwärts hinaus treten. Mach das immer wieder, bis das Pferd absolut keine Probleme mehr damit hat, irgendwo halb drinnen oder draußen anzuhalten und abzuwarten. Du kannst dein Pferd jederzeit mit liebevollen, freundlichen Worten beruhigen, nur schnalzen und „küssen“ solltest du vermeiden. Dazu gibt es keine Veranlassung. Falls dein Pferd in den Hänger gehen will, streichle es an der Schulter, an der Seite, seine Hüfte, einfach überall, wo du hinkommst.

c21894b534Zuerst brauchst du die Aufmerksamkeit deines Pferdes und sein Körper muss gerade sein. Diese Braune, Kali, schaut zur Seite nach anderen Pferden und ihr Körper ist schräg.         
0cd4db72e8Anna bringt die Aufmerksamkeit des Pferdes in den Hänger, in dem sie den Nasenrücken zum Hängerinnenraum dirigiert. Achte darauf, dass Anna ihre Hände am Strick wechselte. So kann sie Kali die Richtung zeigen und sie dabei unterstützen, im Körper gerade zu bleiben.       
2cd52274c5Robin arbeitet zur Abwechslung mit Kali. Sie lässt den Strick sanft aus der Hand gleiten, als Kali in den Hänger geht. Falls Robin dies vergessen hätte, wäre Kali entmutigt worden. Über kurz oder lang hätte sich der Anbindestrick angespannt und Kali am Kopf festgehalten. Daraufhin hätte sie vielleicht angehalten, wäre rückwärts gegangen oder mit dem Kopf so hoch gekommen, dass sie am Hängerdach gestreift hätte.             

Ob du dein Pferd ein- oder auslädst, es ist wichtig dabei, den Slack (das Durchhängen des Stricks) langsam heraus zu nehmen. Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du dieses Fühlen mit einem Pferd ausprobieren, das sich schon vertrauensvoll und angenehm verladen lässt. Später, wenn du dich selbst wohl und sicher fühlst, ist es einfacher für dich, einem unerfahrenen Pferd beim Verladetraining zu helfen.

Geduldiges Vorbereiten bringt uns vertrauensvolle Pferde, die sich leicht und willig ein- und ausladen lassen. Ein Pferd zu verladen ist gar nicht so einfach und es bedarf schon einiger Praxis, um es gut und richtig zu machen. In der Phase des Lernens solltest du mit dir und deinem Pferd geduldig sein.

Hast du einen Hänger, in dem die Pferde schräg stehen, musst du dein Pferd in den Hänger begleiten. Und trotzdem solltest du auch mit einem Hänger üben, in den du das Pferd alleine schicken kannst. Diese Übung ist für das Pferd sehr wichtig, da es ihm viel Selbstvertrauen gibt, und es dadurch auch in anderen Situationen leicht zu führen ist.

d3f2a7f8dcWenn das Pferd in den Hänger geht, wird oft der gleiche Fehler gemacht. Meistens wird vergessen, den Strick nachzulassen. Dadurch kann sich das Pferd erschrecken oder gar verletzen. Beachte, wie viel Strick Robin ihrem Pferd anbietet.         
8c910109f1Sarah verlädt hier Paddy. Ihre rechte Hand unterstütz Paddy, während ihre linke den Weg in den Hänger weist. Beachte, wie sie den Körper des Pferdes in einer Linie zum Hänger hält. Paddy lässt sich ohne Zögern verladen, weil er sich schon auf das Heu freut, das er beim letzten mal im Heunetz fand.       
ba3f156987Als Kali wieder aus dem Hänger kommen sollte, half ihr Anna, ihren Körper gerade gerichtet zu lassen. Anna lässt Kali zwischen jedem Versuch einen Moment ausruhen.         
725b2766c4Anna beruhigt Kali mit Streicheln auf ihrer linken Kruppe. Es hat schon eine Zeit gedauert, bis Anna und Kali so gut waren. Durch Anna`s Geduld und solide Vorbereitung kann Kali nun ruhig und vertrauensvoll im Hänger stehen.    

Tips zum Nachdenken

  • EINGESPERRT. Achte darauf, dass du beim Verladen in einen Zwei- Pferdehänger nie vor das Pferd kommst, da dort keinesfalls ein sicherer Platz ist.
  • UNSICHERE TÜREN Oft sind die Scharniere von Notfalltüren verrostet. Sie schließen und öffnen deswegen oft nicht mehr zuverlässig. Es könnte passieren, dass dir ein Pferd durch diese Fluchttür folgen will, was für euch beide katastrophale Folgen haben könnte. Obwohl sie als Sicherung gedacht sind, hat mir die Erfahrung gezeigt, dass der Gebrauch eben dieser Türen böse Folgen haben kann. Gib dem Unfall keine Chance.
  • PFERDE IM HÄNGER ANBINDEN Binde nie ein Pferd im Hänger fest, solange du nicht die Kolbenkette eingehängt und die Türen geschlossen hast. Ebenso musst du beim Ausladen beachten, dass du dein Pferd losbindest, bevor du hinten aufmachst oder die Kolbenkette wieder aushängst. Es könnte sein, dass ein unerfahrenes Pferd vorzeitig auszusteigen versucht, woran man es oft schlecht hindern kann. Auf der Hälfte des Weges bekommt es dann möglicherweise zurückhaltenden Kontakt durch den Anbindestrick, fängt an zu reißen und gerät dadurch in Panik.
  • TÜREN SCHLIEßEN Stell dir vor, du wärst ein junges Pferd, für das ein Pferdehänger und auch das Verladen noch neu ist. Irgendwann stehst du im Hänger und draußen knallt einer eine laute Tür hinter dir zu – du bist eingesperrt. Nimm dir viel Zeit, dein Pferd mit der laut knallenden Tür und dem Rasseln von Metallteilen hinter ihm vertraut zu machen. Das wird deinem Pferd helfen, sich auch in deiner Welt zu entspannen und sich beim Hängerfahren sicher zu fühlen.
  • TRANSPORTIEREN Falls du noch nicht alt genug bist, den Pferdetransport selbst zu machen,kannst du aber dem Fahrer dabei helfen, sich in die Lage des Pferdes zu versetzen. Ein Pferd im Hänger befindet sich in einer unnatürlichen und anfälligen Lage, da es eingeschlossen ist und dann auch noch auf den Straßen herum gefahren wird. Versuche dir folgendes vorzustellen: Fahre mit dem Pferdeanhänger, als wenn ein volles Glas Wasser im Hänger stehen würde. Mache dir zur Aufgabe, nicht einen Tropfen davon zu verschütten, wenn du anfährst, anhältst oder wendest. Mit dieser Vorstellung wirst du vorsichtig fahren und dein Pferd wird sich danach entspannt reiten lassen.

Falls du beabsichtigst, dein Pferd zu verladen und noch diesen Sommer mit ihm auf die Straßen zu gehen, solltest du jetzt mit der Arbeit beginnen. Das größte Geschenk, das du dir und deinem Pferd diesen Sommer machen kannst, ist euch gegenseitig Vertrauen zu schenken, gemeinsam sicher zu verreisen und wieder sicher anzukommen.