Leslie Desmond beantwortet die Frage nach dem „richtigen Druck“
Leslie Desmond Answers a Frequent Question
Geschrieben und Fotos von Leslie Desmond, veröffentlich in „The Trail Less Traveled.“ Übersetzung: Gabi Dold
Wie viel Schenkeldruck benötige ich, um die Hinterhand meines Pferdes zu bewegen im Vergleich zu dem Druck, den ich ausübe, wenn ich nach vorne reiten will?
Es sollte keinen Unterschied machen. Um Druck und dessen Maß besser verstehen zu können, muss man sich darüber im Klaren sein, dass sowohl für den Menschen als auch für das Pferd folgendes gilt. Was für den einen viel ist, kann für den anderen wenig sein. Es ist zu bedenken, ob man über den Druck der Ferse mit dem Absatz , der mittleren oder oberen Wade, des Oberschenkels oder über den Druck des Sitzes spricht. Um loszureiten sollte dein Körper sowenig wie möglich machen. Allerdings solltest du vorbereitet sein, soviel wie nötig machen zu können. Aber eben nur so viel und auf keinen Fall mehr.
Es ist überhaupt die Frage, ob es sinnvoll ist, über die Intensität von Druck am Pferd zu diskutieren. Wie bei allem anderen auch, sind Ausprobieren und Erfahrungen sammeln die schnellsten Wege (hierbei spreche ich vom Fühlen), um die richtige Antwort für den Reiter selbst und das jeweilige Pferd zu finden. Das Tier würde deine Absicht sowieso nicht verstehen, wenn du dich ihm mit Gewalt verständlich machen wolltest. Über Gewalt kann man nicht befriedigend mit Pferden kommunizieren. Pferde lernen dadurch, dass man sie freigibt, sie entlässt, sobald sie auch nur schon in die gewünschte Richtung gedacht haben. Es kommt also darauf an, dass du die Aufforderung an dein Pferd immer wieder in der gleichen Art und Weise stellst und sofort damit aufhörst, sobald du ein Anzeichen beim Pferd erkennen kannst, dass es dich verstanden hat. Dabei ist es egal, ob es seine Hinterhand von deinem Bein wegbewegen soll oder ob es nach vorne antreten soll.
Wir entwickeln unser Verständnis darüber, was wenig Druck, gerade genug Druck oder zuviel Druck ist, ständig neu. Durch jeden kleinen Erfolg aber auch durch Fehler können wir unsere Urteilskraft verbessern und immer mehr erkennen, was wir für die Zukunft anstreben wollen.
Man sollte sich immer wieder bewusst machen, dass das Pferd ganz und gar im momentanen Augenblick lebt. Für die Sicherheit des Reiters ist es wichtig , zu wissen, wie sich das Pferd in der jeweiligen Situation selbst wahrnimmt und wie es den Druck von außen erlebt. (Hat es mit dem Erfahren von Druck auch die Wahlmöglichkeit, sich von diesem zu befreien?)
Zu jedem Pferd gehört eine passende Strenge oder Entschlossenheit , welche dem Pferd entsprechendes Fühlen möglich macht und dann zum Ziel führt. Es sollte so sein, dass deine Gedankenprozesse hinter einer Intuition, einem Fühlen, das tief aus deinem Inneren kommt, zurückstehen. Aus dieser Haltung heraus macht eine - dem Pferd und der Situation angemessene - Strenge es dem Pferd möglich zu lernen, dass es sicherer ist, wenn nicht sogar besser, seinen Körper bereitwillig nach der Vorgabe des Reiters zu bewegen.
Wenn eure Wünsche ,eure Vorstellungen eins werden, – komm, wir wollen das tiefe Wasser durchqueren, lass uns ruhig durch die Viehherde reiten, lass uns den Fuß wechseln, lass uns gerade in diesem Augenblick anhalten – dann ergeben sich daraus die Aktivitäten des Pferdes. Du kannst davon ausgehen, dass wenn du dein Pferd angemessen reitest, es keinen Grund hat, sich von dir entfernen zu wollen.
Kannst du diese Fragen mit JA beantworten, wird dein Pferd den Schenkeldruck beim Reiten besser verstehen.
- Fällt es deinem Pferd leicht, seine Hinterhand zur Seite zu bewegen, wenn du es mit dem Strickende dazu aufforderst und dabei seinen Nasenrücken in eine neue Richtung bringst?
- Positioniert sich dein Pferd dir gegenüber, wenn es sich frei im Stall oder Roundpen befindet?
- Bewegt dein Pferd seine Hinterbeine leicht und bereitwillig zur Seite, wenn du es dazu aufforderst, auch wenn es angebunden ist?
Copyright: Leslie Desmond