Der Umgang mit den Hufen - Achte immer auf deine Sicherheit
Handling Hooves - Always be in a Safe Position
Geschrieben und Fotos von Leslie Desmond, veröffentlich in „The Trail Less Traveled.“ Übersetzung: Reinhold GösslingAls ich ein Kind war, wünschte ich mir immer, meine Füße sollten Hufe sein. Ich wünschte mir, wenn ich am frühen Morgen aus dem Haus ging, daß meine Füße das magische Geklapper der Hufe ertönen ließen. Ich war fasziniert von den Bewegungen meines alten Wallachs, wenn er über die Wiese trabte. Es waren vor allem die Hufe, die mich faszinierten.
Ich lauschte ihrem rhythmischen Klang auf dem Kopfsteinpflaster, als ich die gewundene Straße hinunter ritt und über die überdachte Brücke, die es in Neu England in meiner Jugend gab. Aber ich mußte auch bald lernen, daß bei einem Unfall immer wieder die Beine und Hufe betroffen sind.
Ich lernte, wie Pferde denken und ihren Körper bewegen. Denken und Bewegung gehört bei Pferden zusammen. Nimm dir daher Zeit, um all die kleinen Dinge zu verstehen, die zu schlimmen Unfällen, Stellungsfehlern und Krankheiten an den Beinen und Hufen führen können.
Wenn ein Pferd es für notwendig hält sich gegen dich zu verteidigen, so wie gegen jede andere drohende Gefahr, wird es seine Hufe dazu benützen. Ein junges Pferd, das verwirrt oder in Schwierigkeiten ist, neigt dazu sich durch Treten oder Schlagen zu verteidigen. Merke dir das und sei vorsichtig.

Nimm von deinem Pferd nichts, was dir nicht angeboten wird.
Bevor du die Beine deines Pferdes berührst, achte darauf wie dein Pferd steht und achte genau darauf wie seine Füße stehen. Versuche nicht einen Huf aufzuheben, wenn er gerade das Gewicht deines Pferdes trägt. Frage erst dann nach seinem Huf, wenn du deinem Pferd geholfen hast, das Gewicht auf den andern Fuß zu wechseln, denn dann kann es dir den Huf leicht und frei geben. Zu diesem Zweck fasse dein Führseil unterhalb des Halfters an und laß dein Pferd vorwärts und rückwärts schaukeln, ohne daß es einen Schritt tut.
Es kommt darauf an, wie dein Pferd seine Füße hingestellt hat. Möglicherweise muß es erst einen Fuß bewegen, um die Balance zu behalten. Lehne dich nicht gegen seine Schulter oder seine Hüften, um es zu veranlassen seinen Huf „zu geben.“ Diese Annäherung baut Widerstand auf. Das Ziel ist: Dein Pferd soll es freiwillig tun. Wenn du fragst, kannst du bekommen, was dir angeboten wird. Wenn du aber den Fuß aufnimmst, ohne vorher zu fragen, kann es passieren, daß der Fuß zurückgezogen wird. Im gleichen Maße wie sich dein Gefühl und deine zeitliche Koordination verbessern, wird auch dein Pferd seine Hufe leichter anbieten, wenn du dich ihnen näherst.

Vermeide Unfälle
Da gibt es zwei einfache Richtlinien:
- Achte darauf, daß dein Pferd dir nicht auf die Füße tritt.
- Halte Abstand von seinen Hufen, auch dein Pferd kann treten und schlagen.
Wenn du diese Richtlinien beachtest, wirst du nicht verletzt. Es ist besser, Schlagen und Treten lange vorher zu vermeiden, noch bevor du dich in Sicherheit bringen mußt, weil ein Huf an deinem Kopf vorbei zischt.
Es gibt Situationen, in denen dein Pferd seinen Fuß wegziehen will, oder sich auf dich lehnen will, ohne von dir Notiz zu nehmen. Wenn es seinen Fuß zurückzieht, mußt du ihn entweder sofort loslassen oder aber festhalten und warten, bis dein Pferd aufhört zu strampeln. Leider gibt es dafür kein Rezept. Entscheidest du dich für festhalten, solltest du auch die Chance haben, das durchzuhalten, sonst gib lieber nach. Hier das Richtige zu tun, dazu bedarf es der Erfahrung. Und vergiß nicht, du sollst immer für dein Pferd zu sehen sein. Achte darauf, wo du stehst, egal wo du gerade an deinem Pferd arbeitest. Wenn die Beziehung zu deinem Pferd abbricht, bist du in Gefahr.
Gehe nicht gegen, sondern mit dem Strom und lerne eine gute Bodenarbeit.
Zanke dich nicht mit deinem Pferd und kämpfe nicht mit ihm, um seine Beine unter Kontrolle zu bekommen. Lerne gründlich mit seinen Hufen umzugehen, feinfühlig und mit einem genauen Zeitgefühl. Das alles hilft dir ein Vertrauen zu schaffen und dein Pferd wird es zulassen, daß du seine Füße anhebst und es wird sein Gleichgewicht beibehalten.
Nun, jetzt wirst du sagen: “Was ist, wenn es tritt oder nicht stehen bleibt?“ „Was, wenn es nicht angebunden werden kann und ich muß an seinen Füßen etwas machen?“ „Was ist, wenn es mich beißt, während ich seine Hufe sauber mache?“ Dazu mußt du lernen, dein Pferd mit einem Seil an seinem Fuß zu führen und ihm Hilfen zu geben. Sorge dafür, daß sich dein Pferd fügt, und daß es deinem Gefühl folgt, obwohl du in einer sicheren Entfernung bist. Besuche ein Trainingsseminar und lerne von jemanden, der etwas davon versteht und der dir das alles demonstrieren kann. Es könnte einmal wichtig für dich sein.
Wenn du genügend Erfahrung mit der Bodenarbeit hast, wirst du erkennen, wie dein Pferd seinen Körper von der Nasenspitze bis zum Schweifende beherrscht und bewegen kann. Das ist es genau, was du möchtest.
Beherrschst du die Bodenarbeit, dann kannst du die Füße deines Pferde nur vom Ende des Führseiles aus, in jede beliebige Position bringen. Bewege dein Pferd vorwärts und rückwärts, links und rechts tausend mal. Achte auf seinen Ausdruck, bevor es sich bewegt, das ist wichtig.
Du möchtest gerne weiche, langsame Bewegungen. Das wirst du erreichen, wenn du in der Körperhaltung deines Pferdes erkennen kannst, daß es aufmerksam ist.
Wie so oft gibt es Pferde, denen diese Zusammenarbeit Freude macht und die hierbei leicht zu handhaben sind. Und es gibt auch schwierige Pferde die sich schwer tun. Überfordere dich nicht. Übe zunächst mit einem willigen Pferd, damit du siehst, wie es sein soll. Irgendwann denkst du, du hast alles herausgefunden. Dann kannst du auch ein schwierigeres Pferd nehmen. Arbeite mit ihm, bis die Beine sich fließend weich bewegen. Diese Art der ausgeglichenen Arbeit fühlt sich gut an. Dann fühlst du dich sicher und damit auch dein Pferd. Wichtig ist Vertrauen aufzubauen.
Fange früh mit deinen Übungen an und halte sie bei. Es kann viel Zeit in Anspruch nehmen, aber es lohnt sich. Denn nur so kannst du mentale und auch körperliche Schäden an deinem Pferd vermeiden, die durch unfachmännischen Umgang mit den Beinen und Hufen entstehen können.
Wenn du mit deinem Pferd so arbeitest, vermeidest du, daß dein Pferd sauer wird und nicht mehr mitmacht, wenn du es aufforderst seine Hufe zu geben. Der Wille zur Zusammenarbeit ist das Ergebnis einer guten Verständigung zwischen Mensch und Pferd.
Und es bedeutet Sicherheit für dich und jeden anderen, der mit den Hufen deines Pferdes zu tun hat. Das ist der richtige Umgang mit dem Pferd.



Copyright: Leslie Desmond